Sydney/Berlin. Die Organisation „Free the Bears“ hat in Laos 16 Kragenbären gerettet. Doch die Pflege der Jungtiere setzt die Helfer unter Druck.

Vermutlich handelt es sich um die bisher größte Rettungsaktion von Bärenjungen: Der Organisation „Free the Bears“ ist es gelungen, 16 Jungtiere der gefährdeten Kragenbären aus den Händen von Wilderern in Laos zu befreien.

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Auf den von „Free the Bears“ veröffentlichten Bildern sehen die Bärenjungen schon wieder fröhlich aus: Sie tollen im Gras, nuckeln an ihren Fläschchen und schauen mit ihren dunklen Knopfaugen in die Kamera. Die Tierschützer wechseln sich beim Fläschchen geben ab.

Illegale Jagd: Pfoten gelten in China als Delikatesse

Kragenbären, auch Asiatische Schwarzbären oder im Englischen „Moon Bears“ (Mondbären) genannt, gelten laut der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als gefährdet. Dies liegt an der Jagd sowie an dem Verlust ihres Lebensraums. Obwohl die Jagd auf die Tiere in Laos illegal ist, haben Wilderer es immer wieder auf die Bären abgesehen; angetrieben von der wachsenden Nachfrage nach Fleisch, Fell, Pfoten und Gallenblasen.

Die Organisation „Free the Bears“ konnte in der laotischen Hauptstadt Vientiane 16 junge Kragenbären aus den Händen von Wilderern befreien.
Die Organisation „Free the Bears“ konnte in der laotischen Hauptstadt Vientiane 16 junge Kragenbären aus den Händen von Wilderern befreien. © free the bears | ftb

Dies sei inzwischen „ein lukratives Geschäft“, heißt es vonseiten der Tierschutzorganisation WWF. Die Pfoten werden laut WWF vor allem in China als teure Delikatesse verkauft und oft als Suppe gegessen. Die Galle in den Gallenblasen werde getrocknet und als traditionelle Medizin verkauft.

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Die Organisation „Free the Bears“ hat über 100 Sonnen- und Kragenbären sowie andere bedrohte Arten vor illegalen Wildtierhändlern gerettet. Eine der größten Aktionen in Laos waren fünf Bärenjunge, die im Jahr 2019 an einem einzigen Tag gerettet wurden.

Sie waren entdeckt worden, nachdem Nachbarn auf die Geräusche der Tiere aufmerksam geworden waren. „Als wir am Haus ankamen, waren überall Bärenjunge“, berichtete Fatong ‚Lar‘ Yang, ein Tiermanager bei „Free the Bears“ in Laos. Leider sei ein Junges bereits gestorben gewesen.

Bisher größte Rettungsaktion: Täter auf der Flucht

Mitte März folgte dann der Coup mit den 16 Bärenjungen. Laut „Free the Bears“ soll es sich um die bisher größte Rettung der gefährdeten Bärenjungen in der Geschichte handeln.

Letztendlich konnten die Tierschützer zehn Männchen und sechs Weibchen mit einem Gewicht von 1,3 bis vier Kilo retten. „Wir schätzen, dass sie zwischen zwei und vier Monate alt sind“, sagte Yang. Solch kleine Jungtiere seien äußerst gefährdet. Denn in der Wildnis würden ihre Mütter sie niemals verlassen. „Wir vermuten, dass die Mütter von Wilderern getötet wurden.“

Der Kragenbär wird auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft. Neben dem Rückgang der Lebensräume sind dafür vor allem Wilderer verantwortlich.
Der Kragenbär wird auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft. Neben dem Rückgang der Lebensräume sind dafür vor allem Wilderer verantwortlich. © free the bears | ftb

Die Polizei nahm eine Frau laotischer Nationalität in Gewahrsam. Die Eigentümer des Hauses, darunter ein chinesischer Staatsbürger, sollen aber noch auf der Flucht sein.

Die Tiere wurden zunächst von „Free the Bears“ ins Polizeipräsidium von Vientiane gebracht. Danach ging es weiter ins Luang Prabang Wildlife Sanctuary, eines von zwei Schutzgebieten, das die Organisation gemeinsam mit der Regierung von Laos betreibt.

Tierretter: Hoffen auf ehrenamtliche Unterstützung

Die Jungtiere müssen rund um die Uhr mit Fläschchen mit spezieller Milchnahrung gefüttert werden. Täglich werden sie gewogen und von Tierärzten kontrolliert. Auf diese Weise hofft die Organisation, dass alle geretteten Tiere wirklich überleben.

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„Die schiere Anzahl der Jungen setzt unsere kleine Wohltätigkeitsorganisation enorm unter Druck“, sagte Geschäftsführer Matt Hunt. „Wir müssen erfahrene Jungtierbetreuer aus unserem Schutzgebiet in Kambodscha sowie weitere Fachkräfte aus Übersee hinzuziehen.“ Derzeit hofft die Organisation auf Unterstützung von Tierfreunden weltweit, die sich über die Website der Organisation als ehrenamtliche Bärenpfleger melden können.

Die Verpflegung der vielen Jungtiere setzt die Helfer von „Free the Bears“ unter Druck.
Die Verpflegung der vielen Jungtiere setzt die Helfer von „Free the Bears“ unter Druck. © free the bears | ftb

Ins Leben gerufen, wurde die Organisatuion einst von Mary Hutton. Die Australierin ist von der aktuellen Rettung sehr bewegt; die Aktion stimme sie „sehr emotional“, wie sie sagt.

Die Jungtiere hätten höchstwahrscheinlich sehen müssen, wie ihre Mütter getötet wurden. „Wären sie nicht gerettet worden, wäre ihnen ein schreckliches Schicksal sicher gewesen.“ Laut „Free the Bears“ leiden in ganz Asien mehr als 10.000 Kragenbären in winzigen Käfigen, damit Galle aus ihren Gallenblasen extrahiert und zu traditioneller Medizin verarbeitet werden kann.